Tochtergesellschaft

Eine Tochtergesellschaft entsteht, indem ein Unternehmen Kinder kriegt. „Filialen“. (Vom lateinischen „Filia" - die Tochter). Wahrscheinlich eine Verneigung vor dem Weiblichen, dass knallhärteste Wirtschaftsführer solch überraschendes Wort aus dem Familiensprachschatz benutzen: Tochter-Gesellschaft.

Auch Wirtschaftsmänner (noch in Überzahl) träumen und gockeln halt mit ihren Neuschöpfungen als – Töchtern. Logisch bzw. psycho-logisch, dass solche Konzern-Männer die Herkunfts- und Ursprungsgesellschaft ihrer Tochtergesellschaften nicht Vatergesellschaft nennen, sondern Muttergesellschaft.

Das beweist, wie auch unsere Wirtschaftsführer in solcher Benennung ihre Verehrung ausdrücken wollen - gegenüber ihren Müttern und den Müttern ihrer Töchter, gegenüber dem Weiblichen schlechthin.

Genau das mache ich heute auch: Meine Verehrung! Anlass: Die gegenwärtigen Schulabschlussfeiern oder Ausbildungsfreisprechungen. Viele Söhne und Töchter verlassen uns Mutter - (und Vater-)gesellschaften jetzt und studieren irgendwo oder beginnen ihre Gesell(Innen)jahre.

Ich möchte heute meine Tochtergesellschaft würdigen, die ich dadurch gründete, dass ich vor 22 und 19 Jahren plus jeweils 9 Monaten den An-Stoß zu den zwei Geburten von Dorothea und Friederike gab.

Sie verlassen jetzt mit vielen frischgebackenen Ehemaligen innerhalb kurzer Zeit den Ursprungkonzern und gründen - eben meine ersten beiden

Tochtergesellschaften. Eine richtige Tochtergesellschaft hat natürlich eigene manpower, eigenes Personal um sich, ob das nun Oliver oder Jens oder sonstwie heißt

Personal dient grundsätzlich - im Erfolgsfall - der Vorbereitung weiterer Gesellschaftsgründungen und führt zu „Enkelgesellschaften". (Diesen präzisierenden Begriff bringe ich hiermit in die betriebs- und volkswirtschaftliche Terminologie ein.)

 

Was anders wird: Künftig kann ich in Gesellschaft der Mutter meiner Töchter zu den beiden Tochtergesellschaften fahren und werde neue Erfahrungen machen. Und neue Erfahrungen sind es auch, die ein Konzernchef, eine Heimatgesellschaft, macht, wenn die Tochtergesellschaft umgekehrt zum Rapport (incl. Kapitalerhöhungsverhandlungen) zur Gesellschafterversammlung nach Hause kommt.

Tochtergesellschaften entstehen durch Vermehrung. durch kluge Planung kluger Wirtschaftsmänner, die sich Gesellschaft leisten. Ich bevorzuge meine Art der Vermehrung und Gründung von Tochtergesellschaften. Weil sie aufgrund männlicher Gesellschaft zu einem geliebten Weib entstehen, was eine Wirtschaftsgesellschaft auch nur menschlicher machen würde.

Kluge männliche Konzernchefs wussten dies schon immer, weshalb sie ihre Ableger eben so nannten: Siehe Titel. Sie mögen blühen! Denn erst wenn mehr Töchter unsere Konzerne und Gesellschaften leiten - dann gibt es vielleicht einmal auch „Sohngesellschaften".

 

26. Juni 2001